Das Wissen einer Hebamme zur Stillberatung reicht oft nicht aus, weil die Ausbildung von Hebammen in vielen Ländern nur grundlegende Kenntnisse im Bereich Stillen umfasst. Hebammen durchlaufen in ihrer Ausbildung ein breites Spektrum an Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, aber das Stillen ist oft nur ein Teilaspekt davon. Folgende Gründe spielen eine Rolle:
1. Begrenzte Ausbildung im Bereich Stillen: Hebammen erhalten zwar eine grundlegende Ausbildung im Stillen, aber sie vertiefen das Thema in der Regel nicht so intensiv wie spezialisierte Still- und Laktationsberaterinnen (IBCLC), deren gesamte Ausbildung auf Stillberatung fokussiert ist.
2. Komplexität des Stillens: Stillen kann komplex sein, besonders bei Herausforderungen wie einem kurzen Zungenband, Milchstau, Mastitis oder bei Mehrlingen. Solche Probleme erfordern oft fundiertes Wissen und spezialisierte Techniken, die über die Grundausbildung hinausgehen.
3. Diagnostik und therapeutische Maßnahmen: Manche Probleme, wie z. B. ein kurzes Zungenband oder spezielle Saugprobleme, erfordern gezielte Diagnostik, die viele Hebammen nicht gelernt haben. Hier können spezialisierte Stillberaterinnen besser weiterhelfen, da sie in der Diagnose und Behandlung solcher Probleme geschult sind.
4. Fehlende kontinuierliche Weiterbildung: Nicht alle Hebammen nehmen regelmäßig an Fortbildungen zum Thema Stillen teil, um ihr Wissen zu aktualisieren. Im Gegensatz dazu sind Still- und Laktationsberaterinnen verpflichtet, sich kontinuierlich weiterzubilden, um ihre Zertifizierung aufrechtzuerhalten.
5. Zeitliche Ressourcen: Hebammen betreuen oft mehrere Bereiche gleichzeitig und haben nicht immer die Zeit, sich intensiv mit komplexen Stillproblemen auseinanderzusetzen. Stillberaterinnen können dagegen mehr Zeit und individuelle Betreuung anbieten, was für eine erfolgreiche Stillbeziehung entscheidend sein kann.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Hebammen keine wertvolle Unterstützung beim Stillen leisten können – aber bei spezifischen oder schwerwiegenderen Problemen sind spezialisierte Fachkräfte oft die bessere Wahl.
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